DIE REISEWIRTSCHAFT - Alle Ziele. Eine Stimme.
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Die gesunkenen Preise für Urlaubsreisen und die drastisch eingebrochene Nachfrage im Geschäftsreise-Segment haben im gerade abgeschlossenen Touristikjahr 2008/09 (Stichtag 31. Oktober 2009) zu einem Umsatzrückgang bei den deutschen Reisebüros...

Die gesunkenen Preise für Urlaubsreisen und die drastisch eingebrochene Nachfrage im Geschäftsreise-Segment haben im gerade abgeschlossenen Touristikjahr 2008/09 (Stichtag 31. Oktober 2009) zu einem Umsatzrückgang bei den deutschen Reisebüros geführt. Das meldet der Deutsche ReiseVerband (DRV) zum Auftakt seiner 59. Jahrestagung im ägyptischen Ferienresort Port Ghalib. „Trotz der gegenüber dem Vorjahr in etwa gleichgebliebenen Nachfrage nach Veranstalterreisen haben die gefallenen Preise den Reisebüros das Ergebnis verhagelt“, kommentiert DRV-Präsident Klaus Laepple die Auswertung des Expertenkreises Statistik und Marktforschung des größten deutschen Branchenverbands. Demnach haben die stationären Reisebüros im zurückliegenden Geschäftsjahr insgesamt rund sieben Prozent weniger Umsatz erwirtschaftet.

Auf die einzelnen Geschäftstypen aufgeteilt bedeutet dies: Die Büros, die sich auf das reine Touristik-Geschäft konzentrieren, haben fast fünf Prozent weniger Umsatz erzielt, Reisebüros mit Vollsortiment (also mit Touristik-, Bahn- und Fluggeschäft) rund acht Prozent und die Geschäftsreisebüros rund 25 Prozent weniger als im Vorjahr. Damit beläuft sich der Umsatz der Reisebüros 2008/09 auf insgesamt rund 19 Milliarden Euro. Die Agenturen wickeln zusätzlich auch den größten Teil des IATA-Flugticket-Umsatzes ab. Dieser belief sich von Januar bis Oktober 2009 auf fast sieben Milliarden Euro. Im gleichen Vorjahreszeitraum betrug er rund 8,8 Milliarden Euro.

Besonders gefragt waren 2008/09 bei den Reisebürokunden All-Inclusive-Reisen, Ziele in Deutschland und Kreuzfahrten. Die USA punktete aufgrund des günstigen Dollar-Wechselkurses sowie die Türkei und Ägypten aufgrund des guten Preis-Leistungs-Verhältnisses und des großen All-Inclusive-Angebots. Die Preise für Urlaubsreisen und Flüge sind in diesem Jahr aus mehreren Gründen gesunken: Unternehmen sparen auf Grund der Finanzmarktkrise und kürzen beim Geschäftsreisebudget. Dementsprechend sind Flüge und Hotels besonders in den Großstädten weniger ausgelastet und zwingen Hoteliers und Fluggesellschaften häufig zu Preisnachlässen. Gesunkene Preise für das Flugbenzin – der Ölpreis und dementsprechend auch der Kerosinpreis sind weiter gefallen – werden ebenfalls von den Anbietern an die Kunden weitergegeben sowie die Preiszugeständnisse von Ferienhotels aufgrund der stark eingebrochenen Nachfrage aus anderen Ländern. So sind 2009 etwa britische, amerikanische und russische Urlauber viel weniger gereist als die Deutschen, so dass aus diesen Ländern weltweit ein stärkerer Nachfragerückgang zu verzeichnen ist.

Laepple macht aber auch die negativen Seiten des Preisrutsches deutlich: „Was den Kunden freut, wird für die Reisebüros zum Problem.“ Denn die Umsatzeinbußen in diesem Jahr wirken sich auf das wirtschaftliche Ergebnis der Reisebüros aus, da die Vergütung per Provision erfolgt, die sich prozentual nach der Umsatzhöhe bemisst. „Um hier künftig einen Ausgleich oder Wachstum zu schaffen, müssen Reisebüros ihr Geschäft noch stärker an Kundenbedürfnisse ausrichten“, verdeutlicht Laepple die Herausforderungen – etwa mit entsprechenden Ladenöffnungszeiten, Hausbesuchen, stärkerer Nutzung und Einbindung des Internets oder auch eigenveranstalteten Reisen. „Sonst haben sie noch weniger Geld in der Tasche – und das könnte natürlich auch tausende von Arbeitsplätzen gefährden“, mahnt Laepple. Für das nächste Jahr erwartet der Verband bei einer weiterhin unveränderten Nachfrage zumindest eine Stabilisierung des Umsatzes, aber noch kein Wachstum.

Das Reisebüro bleibt trotz zunehmender Konkurrenz durch mehr Vertriebswege bei den Kunden der dominierende Kanal für die Buchung ihrer Urlaubsreisen. Der ohnehin geringe Anteil des Absatzes über die alternativen Vertriebswege der Discounter oder Direktanbieter ist in diesem Jahr gesunken. Der Onlineabsatz verzeichnet nach dem zweistelligen prozentualen Zuwachs in den vergangenen Jahren nur noch ein geringeres einstelliges Plus.