Rund 70 Touristiker waren der Einladung des Deutschen ReiseVerbands (DRV) und der Industrie- und Handelskammern (IHK) Köln, Bonn und Aachen gefolgt. Sie nahmen an der Diskussionsveranstaltung mit Verbands- und Branchenvertretern unter dem Motto "Südsee oder Balkonien? – Wege aus der Wirtschaftskrise" teil. Unter Leitung von DRV-Hauptgeschäftsführer Hans-Gustav Koch diskutierten Dörte Bortfeldt (Marktforschungsunternehmen GfK, Nürnberg), DRV-Vizepräsident Hans Doldi (DER-Reisebüro Hamm), DRV-Vorstand Angelika Hummel (TUI Reisecenter, Freiburg) und dem ständigen Gast im DRV-Vorstand Klaus Henschel, (Lufthansa City Center Reisebüropartner – LCC, Frankfurt am Main) im Rahmen des RDA-Workshops in Köln über die aktuelle Lage der Reisebranche.
Verschiedene Marktforschungsinstituten, wie zum Beispiel die GfK, registrieren derzeit ein Anziehen der Konsumnachfrage. In der Touristikbranche liege, so Dörte Bortfeldt von der GfK, der Buchungsstand im Vergleich zum Vorjahr zwar derzeit noch im einstelligen Prozentbereich im Minus. Die Zahl der kurzfristigen Buchungen hätten jedoch in den vergangenen Wochen deutlich zugenommen und sorgten für Aufwind in den Reisebüros.
Dass die Zahl der Familienurlaube weiter rückläufig sei, liege nicht allein an der aktuellen wirtschaftlichen Situation, sondern vor allem auch am demografischen Wandel. Die Geburtenrate ist seit Jahren rückläufig, so dass es zwangsläufig weniger Familien in Deutschland gibt.
Städteurlaub und Kurzreisen sind bei den Bundesbürgern nach wie vor beliebt. Jedoch zeige sich, so die Reisebüro-Vertreter, dass derzeit die Aufenthaltslänge verkürzt und dadurch gespart werde. Alles in allem aber komme die deutsche Reisebranche, so die Einschätzung der GfK, bislang noch glimpflich davon. Im Ausland seien die Buchungsrückgänge wesentlich höher.
Wenn es Gewinner in der Krise gibt, dann sind es der Deutschlandurlaub und die erdgebundenen Reisen. In diesem Jahr lägen eindeutig Urlaubsreisen in Deutschland mit dem eigenen Auto im Trend. Die Sorge der Reisebüros ist dabei, dass der Kunde den Urlaub nur einmal im Reisebüro bucht und sich künftig direkt an das Hotel wendet. Reisebüros müssten, um dem zu begegnen, immer wieder neue Pakete schnüren, um den Kunden für die Buchung im Reisebüro zu begeistern, so Reisebüro-Inhaberin Hummel. Die Servicequalität müsse im Mittelpunkt der Reisebüromitarbeiter stehen, nur so könnten sie sich von der Konkurrenz, insbesondere den Online-Angeboten abgrenzen. Viele Kunden zeigten sich unzufrieden mit Online-Buchungen, reklamierten häufiger und kämen, so Hummel, wieder vermehrt ins Reisebüro.
Um in Krisenzeiten bestehen zu können, muss das Reisebüro sein eigenes Gesicht zeigen. Durch Kreativität und Individualisierung ist es möglich, die Kunden als Stammkunden zu gewinnen, so das Fazit der Podiumsteilnehmer.